Optisch kann man ein Klavier direkt von einem Flügel unterscheiden. Worin liegen jedoch die Vor- oder Nachteile im jeweiligen Instrument?
Neben der Form unterscheidet sich ein Klavier auch in der Konstruktion von einem Flügel. Außerdem sind einige Bauteile unterschiedlich, wie zum Beispiel die Mechanik. Aber auch klanglich kann ein Flügel von Vorteil sein.

Äußere Erscheinung und Konstruktion:

Ein Klavier hat eine rechteckige Form. Mit steigender Größe eines Klaviers verändert sich vor allem die Höhe des Pianos. Deshalb eignet sich das Klavier, wenn nicht so viel Platz im Zimmer ist. Da man das Piano gut an die Wand stellen kann, wo es übrigens, mit ein bisschen Abstand zur Wand, auch am besten klingt. Da der Klang an der Wand wieder in den Raum reflektieren kann. Die Akkustische-Anlage, also die Raste, der Resonanzboden und die darüber verlaufenden Saiten steht also hochkant/senkrecht.

Bei einem Flügel hingegen ist die Akkustische-Anlage waagerecht zum Boden aufgebaut. Die Außenwand, sprich der Rimm des Flügels verläuft an der linken Seite (Bass) gerade und auf der rechten Seite (Diskant) geschwungen. Wie in der Form eines Flügels, daher auch der Name.

Unterschiede der Klavier und Flügel Mechanik:

Ein weiterer Unterschied ist die Mechanik der Instrumente, die zum Teil auch der senkrechten, bzw. waagerechten Konstruktion geschuldet ist. Die Mechanik im Klavier steht senkrecht über der Tastatur, die Hammerköpfe haben eine Bewegung zu den Saiten.

Eine Flügel-Mechanik ist vereinfacht gesagt in einer liegenden Position. Der Hammerkopf schlägt von unten nach oben an die Saite. Das hat den Vorteil, gegenüber zur Klavier-Mechanik, dass der Hammerkopf mit der Schwerkraft von alleine wieder in Ruhelage fällt. Im Klavier wird das Zurückfallen des Hammers durch ein „ziehendes“ Bändchen unterstützt.

Außerdem sind die Hebeglieder, die den Hammer an die Saite schleudern in beiden Instrumenten unterschiedlich. Die Mechanik im Flügel, hat einen sogenannten Repetier-Schenkel, der das schnelle, hintereinander Anschlagen des gleichen Tons ermöglicht.

Die Tasten können bei einem Flügel länger sein und haben damit auch nicht so einen hohe Schränkung wie bei einem kleinen Klavier. Damit ist der Teil der Klaviatur gemeint, der hinter dem Tastenbelag weiter geht und bei einem geschlossenen Instrument nicht sichtbar ist. Eine höhere Schränkung der Klaviatur kann eine höhere Abnutzung der Filze (Garnierung) in den Tasten bedeuten, außerdem ist der Ablauf nicht ganz so fließend.

Grundsätzlich hat eine Flügel-Mechanik ein etwas schwereren, aber auch ein etwas differenzierten Anschlag. Die mechanischen Vorteile im Flügel lassen ein etwas schnelleres Repetieren zu, sprich das schnelle Anschlagen eines Tons hintereinander. Vorausgesetzt die Mechanik ist perfekt reguliert und wir bewegen uns in der gleichen Qualitätsklasse. Dennoch kann ein gutes Klavier ebenfalls ausreichend repetieren.

Allerdings reagiert unserer Erfahrung nach eine Flügel-Mechanik stärker auf Unregelmäßigkeiten in der Regulierung. Ist die Mechanik also nicht richtig eingestellt, spielt sich der Flügel merklich schlechter.

Klangliche Vor- und Nachteile:

Der wesentliche klangliche Vorteil eines Flügels ist der, dass der Resonanzboden ca. 80 cm waagerecht über den Fußboden liegt. Der Klang kann somit sehr frei am Boden reflektieren. Außerdem kann der Deckel geöffnet werden. Damit liegt die Akkustische-Anlage frei und der Klang kann ebenfalls an dem Deckel in den freien Raum reflektiert werden.

Ein Klavier reflektiert den Klang an die Wand, daher ist es empfehlenswert ca. 15 cm Abstand hinten zur Wand zu lassen, damit der Klang die Möglichkeit hat sich zu entfalten.
Bei einem Piano hat man auch die Möglichkeit den oberen Deckel aufzustellen.

Ein weiterer Vorteil kann ein größerer Resonanzboden sein. Das bedeutet nicht unbedingt, dass das Instrument lauter wird, sondern einen volleren Klang hat. Hierbei kommt es auf die Größe des Flügels an, denn ein großes Konzertklavier kann einen größeren Resonanzboden haben als ein kleiner Stutzflügel.

Außerdem kann ein Flügel längere Basssaiten haben. Die Basssaiten in Pianos und Flügeln, werden mit Kupferdraht umsponnen und mit der Masse, die eigentliche Länge auszugleichen. Denn die Mensur in Klavier und Flügeln beruhen auf einer Rechnung mit unendlich langen Saiten, jedoch ist es nicht möglich so ein Instrument zu bauen.
Je kleiner das Instrument und damit umso kürzer die Basssaite, so dicker werden die Basssaiten und damit auch steifer. Ein großes Instrument mit langen Basssaiten, hat daher meistens einen klareren Bass und klingt besser in den tiefen Tönen. Hier gilt auch, eine großes Klavier mit zum Beispiel 135 cm Höhe kann genauso lange Basssaiten haben, wie ein 165 cm oder 170 cm großer Flügel.

Soll ich mir ein Klavier oder Flügel kaufen?

Ein Flügel kann in der gleichen Qualitätsklasse gegenüber eines kleinen Klaviers klangliche und spieltechnische Vorteile haben. Wie schon beschrieben, kann allerdings ein großes Klavier gegenüber einem kleinen Flügel mithalten.

Wir empfehlen dennoch: Bevor man sich einen günstige Flügel in der unteren Qualitätsklasse kauft, sollte man sich lieber ein hochwertiges Klavier kaufen. Ein Flügel kostet in der gleichen Qualitätsklasse zu einem Klavier ca. doppelt oder dreimal so viel, je nach der Größe bzw. Länge des Flügels.

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Pianohaus Hamann